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Mal was vollständig erhaltenes

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Mal was vollständig erhaltenes

Beitragvon erdmann » Fr 17 Jan, 2014 15:24

Bei einem Spaziergang durch einen historischen Park fand ich vor etwa zwei Jahren ein ganz schönes Objekt. Das Fundament eines Weges am Rand des Parks lag damals noch offen -heute ist der Weg wieder befestigt und das Fundament nicht mehr sichtbar. Aus dem Steinfundament ragte ein seltsam geformtes Stück heraus. Die folgende Aufnahme deutet diese Fundsituation an:

IMG_4988.JPG


Die sich anschließende Freilegung brachte dann dieses zwar nicht wertvolle aber doch sehr schöne Stück zutage:

IMG_4989.JPG


Interessant war zu sehen, dass die damaligen Wegebauer diese "Getränkeflasche" bewußt und mit großer Sorgfalt in das Fundament integriert hatten. Der fragile Henkel war von vielen kleinen Steinchen umgeben, so dass er nicht so schnell brechen konnte. Die Flasche (leer) lag genau quer zum Weg im Fundament, so dass ihr Hals nach rechts in den angrenzenden Wald zeigte. Auch die Position der Flasche innerhalb der Wegführung war interessant, da sie exakt zehn Schritte hinter einer sogenannten "Schnecke" lag (das ist ein Weg, der schneckenhausartig aussieht und meist um ein kleines Hügelchen nach oben führt, wo dann eine Bank zum ausruhen einlädt). Ich bin dann natürlich mal der Richtung, in die der Flaschenhals zeigte, in den Wald gefolgt (mit Detektor). Leider nix gefunden...
Ich habe aber zufällig herausbekommen, dass der Weg 1781 angelgt wurde, womit die Datierung dieses Objekts klar ist. Diese Art von Keramik mit der blau - grauen Färbung ist ganz typisch für die Zeit und die Gegend (Thüringen). Diese Flaschen enthielten die Getränke (meist Bier) für die Arbeiter.

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Re: Mal was vollständig erhaltenes

Beitragvon Octavian » Fr 17 Jan, 2014 15:32

Das ist eine sehr hübsche und vor allem vollständige Flasche. :respekt:

Die Machart hätte ich in die Rubrik Westerwälder Steinzeug eingeordnet.

Einen Bezug ( die Herkunft betreffend ) nach Thüringen hätte ich nicht vermutet. :daumenhoch:

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Re: Mal was vollständig erhaltenes

Beitragvon erdmann » Fr 17 Jan, 2014 15:45

Mag sein, dass man im Westerwald ähnliches zustande gebracht hat. In den hiesigen Museen wimmelt es jedenfalls auch von dieser Art Steinzeug.
Hier eine Aufnahme aus dem Keramikmuseum in Bürgel:

IMG_34556.JPG


Ist etwas klein, aber vielleicht kann man die Ähnlichkeit trotzdem erkennen (rechts). Diese Art der Oberflächengestaltung in blau und grau wird hier hauptsächlich in das 17. und 18. Jahrhundert datiert.

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Re: Mal was vollständig erhaltenes

Beitragvon erdmann » Fr 17 Jan, 2014 16:20

Caddy hat geschrieben:Das macht natürlich Freude, so ein komplettes Stück aus dem Boden zu bergen.

Schönes Stück. :daumenhoch:


Danke Caddy.
Übrigens habe ich in dem besagten Park schon öfter mit dem Detektor gesucht, allerdings immer im Auftrag der dortigen Parkleitung. Meistens ging es um die Lokalisierung historischer Wasserleitungen, die zu den einzelnen Springbrunnen, Fontainen usw. führten. Dabei habe ich auch mal eine wirklich spektakuläre Spritzdüse aus Messing gefunden, die zu einem Brunnen mit Fontaine gehört hat. Von dem Brunnen ist heute nichts mehr zu sehen. Die Düse war etwa 40 cm lang, sehr schön im Stil des 19. Jhs. verziert und wog ein paar Kilo. Davon habe ich kein Foto, weil ich diesen Fund natürlich abgegeben habe. Mit einem anderen Fund haben wir sogar einen Bombenalarm ausgelöst. Der Behälter sah wirklich aus wie ein Blindgänger, stellte sich dann aber als ein historischer Feuerlöscher heraus...

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Re: Mal was vollständig erhaltenes

Beitragvon erdmann » Fr 17 Jan, 2014 16:36

Caddy hat geschrieben:Super wäre ja noch gewesen, wenn der/die "Verberger" der Flasche eine Nachricht im Inneren hinterlassen hätte ... und sei es auch nur ein genaues Datum .


Möglicherweise war ein Papier in der Flasche, aber entweder hatte die Flasche keinen Verschluß oder der war vergammelt. Jedenfalls war daher im Innern nur noch wässriger Schleim zu finden...
Aber immerhin habe ich ja das Jahr der "Verbergung" ermitteln können.
In dem Gebäude in dem ich arbeite wurde mal eine Flasche gefunden, in der sich ein Zettel befand, mit dessen Bergung und Entfaltung ich beauftragt wurde. Auf dem Zettel stand ein Datum: 07.09.1939 und darunter dann: Heil Hiller!
Da stand wirklich "Hiller"!

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Re: Mal was vollständig erhaltenes

Beitragvon Octavian » Fr 17 Jan, 2014 20:15

erdmann hat geschrieben:Mag sein, dass man im Westerwald ähnliches zustande gebracht hat. In den hiesigen Museen wimmelt es jedenfalls auch von dieser Art Steinzeug.
Hier eine Aufnahme aus dem Keramikmuseum in Bürgel:

IMG_34556.JPG


Ist etwas klein, aber vielleicht kann man die Ähnlichkeit trotzdem erkennen (rechts). Diese Art der Oberflächengestaltung in blau und grau wird hier hauptsächlich in das 17. und 18. Jahrhundert datiert.

Grüße
Erdmann


Der Westerwald gilt als DIE Herkunftstätte solcher Steingutware, und verbreitete sie in ganz Europa.
Vielleicht gab's in Thüringen Aussenstellen oder sowas.

Ist dort in der Nähe eine Fabrikationsstätte bekannt?

http://de.wikipedia.org/wiki/Westerw%C3 ... _Steinzeug

Habe eben mal geschaut was Wiki dazu spricht und siehe da,
wieder was gelernt. Es gab ein zweites Zentrum der Steinzeugherstellung:

http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsches_Steinzeug

Gruß
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Re: Mal was vollständig erhaltenes

Beitragvon erdmann » So 19 Jan, 2014 12:27

Octavian hat geschrieben:
erdmann hat geschrieben:Mag sein, dass man im Westerwald ähnliches zustande gebracht hat. In den hiesigen Museen wimmelt es jedenfalls auch von dieser Art Steinzeug.
Hier eine Aufnahme aus dem Keramikmuseum in Bürgel:

IMG_34556.JPG


Ist etwas klein, aber vielleicht kann man die Ähnlichkeit trotzdem erkennen (rechts). Diese Art der Oberflächengestaltung in blau und grau wird hier hauptsächlich in das 17. und 18. Jahrhundert datiert.

Grüße
Erdmann


Der Westerwald gilt als DIE Herkunftstätte solcher Steingutware, und verbreitete sie in ganz Europa.
Vielleicht gab's in Thüringen Aussenstellen oder sowas.

Ist dort in der Nähe eine Fabrikationsstätte bekannt?

http://de.wikipedia.org/wiki/Westerw%C3 ... _Steinzeug

Habe eben mal geschaut was Wiki dazu spricht und siehe da,
wieder was gelernt. Es gab ein zweites Zentrum der Steinzeugherstellung:

http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsches_Steinzeug

Gruß
Octavian


Ab dem 17. Jahrhundert entwickelte sich die Stadt Buergel zum Thüringer Zentrum der Steinzeugherstellung. Das Gefäß
kann aber auch Importware aus dem Westerwald oder Sachsen sein. Ich kenne mich auf dem Gebiet nicht so gut aus, daher danke für den Link.

Gruss
Erdmann
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