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Das Kriegsende miterlebt

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Moderator: Pituli

Das Kriegsende miterlebt

Beitragvon maxe » Sa 10 Mär, 2012 10:49

Mal ein Lesefund der etwas üppiger und umfangreicher ist, leider nicht im Netz nachzulesen.
Habe es aufdem Rechner als PDF Datei und stelle das kopiert nun hier zum nachlesen ein, für die, die es interessiert.


Helmut Künzel
„Unglaublich, wie ich all dies unbeschadet überstehen konnte“
Helmut Künzel erlebte das Kriegsende als Kriegsgefangener in
amerikanischer Gefangenschaft. Seine Erinnerungen an das Kriegsgeschehen
ergänzte er durch detaillierte militärhistorische Angaben, die hier
z. T. gekürzt wurden.
1.
Bereits seit vielen Jahren habe ich die Absicht aufzuzeichnen, was ich in
dieser Endphase des Zweiten Weltkrieges erlebte, vor allem jedoch wollte ich
ermitteln, welchen Umständen ich es zu verdanken hatte, dass ich diese Hölle
überleben konnte. Neben meinen Erinnerungen besitze ich noch heute meinen
Taschenkalender des Jahres 1945. In diesen hatte ich gelegentlich
eingetragen, wann und wo ich mich befand. Doch ein Soldat im Gefecht hat
kaum Möglichkeiten, sich über die Lage zu informieren. Wesentliche
Aufklärung fand ich in den Veröffentlichungen des ND zum 40. Jahrestag der
Schlacht um Berlin. Mit diesen Informationen über die Bewegungen der
Roten Armee und der 1. Polnischen Armee, die uns gegenüber handelten,
verbunden mit den meinem Taschenkalender entnommenen über meine
Einheit, war ich erstmals in der Lage, mir einen Überblick über das zu
verschaffen, was um mich herum geschah, ohne dass ich es erkennen konnte.
Dadurch gewann ich wesentliche Erkenntnisse über die damaligen
Ereignisse. Doch um diese zu verstehen, fehlten mir Informationen über die
Bewegungen der Wehrmachtsverbände in diesem Bereich. Erst in Jahr 1996
fand ich ein Buch, das wesentliche Wissenslücken schließen konnte. Es war
das Buch des englischen Verfassers Tony le Tissier "Durchbruch an der Oder -
der Vormarsch der Roten Armee" im Ullstein-Verlag 1995. In diesem Buch
wird die Lage auch auf der Seite der Wehrmacht bis auf Batallionsebene
geschildert. Dadurch wurde es mir möglich, die Einordnung meiner Einheit in
die Gefechtsordnung, ihre Bewegungen und deren Ursachen im Wesentlichen
zu erkennen. So weiß ich jetzt, welchen Umständen ich es zu verdanken habe,
dass ich nicht in der Hölle von Seelow verheizt wurde, wie zehntausende
meiner Kameraden, sondern ihr lebend und ohne Verwundung entkommen
konnte.
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Im folgenden will ich versuchen, die damaligen Ereignisse aus der Sicht eines
Soldaten, gestützt auf seine Erinnerungen und verknüpft mit dem Wissen um
die Zusammenhänge, zu schildern. Dabei geht es mir in keiner Weise um eine
Bewertung der Ereignisse, sondern ausschließlich um die Schilderung meiner
Erlebnisse als einen kleinen Beitrag zum Verständnis meines Lebens und der
Zeitgeschichte.
2.
Es ist Frühjahr 1945. Der Krieg geht seinem dramatischen Ende entgegen. Die
Berliner Operation der Roten Armee steht bevor. Seit dem 27. August 1939 bin
ich Soldat der deutschen Wehrmacht. Als Angehöriger des technischen
Spezialpersonals der Luftwaffe hatte ich bisher Soldatenglück. Allein 12
Monate meiner Dienstzeit wurde ich zu technischen Lehrgängen
kommandiert. Noch vom 5.06.1944 bis zum 4.10.1944 zur Höheren
fliegertechnischen Schule Jüterbog. Dort absolvierte ich erfolgreich einen
Lizenzlehrgang als Flugzeug-Geräteprüfer. Danach wurde ich, wie bereits vor
diesem Lehrgang als Flugzeug-Geräteprüfer in der technischen Kompanie der
Flugzeugführer-Schule A/B 114 mit dem Dienstgrad Unteroffizier der
Luftwaffe eingesetzt.
Die Dienststellung eines Flugzeugprüfers, die ich seit dem 1.04.1943
bekleidete, war mit einem Privileg verbunden, das mir erst später bewusst
wurde. Diese Luftwaffen-Spezialsten gehörten zu den Nomenklaturkadern
des Reichsluftfahrtministers. Sie durften also ohne dessen Zustimmung z.B.
nicht zum Fronteinsatz kommandiert werden. Das schützte mich auch vor
dem Schicksal einer großen Anzahl von Kameraden, die im Rahmen der
"Hermann-Göring-Spende" zur Waffen-SS kommandiert wurden. Doch die
Lage änderte sich rasant. Nun schlug auch meine Stunde.
Am 30. März 1945 erließ Hitler den Befehl über das beschleunigte Einrücken
der Ausbildungsverbände des Ersatzheeres und der Luftwaffe in die
rückwärtige, 8-10 km hinter der vordersten Linie verlaufende Stellung.
Diesem Befehl zufolge erfolgte die Auflösung meiner Flugzeugführer-
Schule. Ihr fronttauglicher Personalbestand, zu dem ich gehörte, wurde
verlegt. Am 3.04.1945 wurde u.a. die Technische Kompanie mit Lkw nach
Naumburg transportiert und dort mit anderen Einheiten zu einem
Bahntransport zusammengestellt. Dieser Transport erreichte ohne
Zwischenfälle am 06.04.1945 das Ziel Warnemünde.
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Hier erfolgte die Aufstellung einer Luftwaffen-Felddivision. Deren
Bezeichnung blieb mir bis heute unbekannt. Meines Wissens wurde unsere
Einheit dem 1. Regiment zugeordnet. Welchem Batallion, konnte ich auch
nicht erfahren. Dagegen weiß ich sehr genau, dass ich der 4. Kompanie
angehörte, weil es mit meinem aktiven Zutun zustande kam und sich wenig
später als lebensverlängernd erweisen sollte. In dem damaligen Durcheinander
war es mir möglich, mir den Kompaniechef auszusuchen, der mich
ins Gefecht führen sollte. Also umging ich gezielt die jungen Leutnants, die als
Kompaniechefs der 1., 2. und 3. Kompanie eingesetzt wurden. Nach mehr als
fünf Jahren Dienstzeit sagte mir mein Riecher, dass diese erfolgsgeilen
Jünglinge alle an der "Halskrankheit" litten. Das war im Soldatenjargon die
Bezeichnung für Ritterkreuzverdächtige.
So landete ich schließlich beim ältesten Kompaniechef, dem der 4. Kompanie.
An den Namen kann ich mich leider nicht mehr erinnern. Er war ein
Oberleutnant aus baltischem Adel, der sich schon bald als erfahren und
besonnen erwies. So sorgte er dafür, dass seine Kompanie als einzige im
Regiment mit Infanteriespaten ausgerüstet wurde. Das hat mir wenig später
das Leben gerettet.
Die Bewaffnung unserer Division war sehr dürftig. So wurde z.B. unsere
Kompanie mit englischen Karabinern mit je 60 Schuss Munition,
französischen LMG mit je 400 Schuss bewaffnet. Mich teilte man dem
Panzervernichtungstrupp zu. Dieser wurde mit einigen Panzerfäusten,
Benzinflaschen und Leuchtpistolen zum Entzünden des Benzins ausgerüstet.
Neben dem üblichen preußischen Drill wurden wir auch ideologisch auf
unseren bevorstehenden Einsatz vorbereitet, unter anderem mit Filmen über
die „Untermenschen“, vor denen wir Berlin schützen sollten.
Nach der Aufstellung der Kompanie forderte unser Kompaniechef einen
Mann an, der sein Radio anschließt. Dazu habe ich mich sofort gemeldet und
wurde auch dazu befohlen. Das erwies sich als ein glücklicher Zufall. So
erfuhr ich ein wenig über die Lage und über meinen Chef. Natürlich sprach er
nicht mit mir darüber. Aber während ich ihm eine Antenne baute, führte er ein
längeres Telefongespräch. Dabei konnte ich selbstverständlich nur seine
Stimme hören und seine etwas verschlüsselten Fragen und Antworten.
Danach habe ich mir folgendes zusammengereimt: Er sprach mit einem gut
bekannten oder befreundeten Offizier in einem Stab und ließ sich über die
Lage und ihre vermutliche Entwicklung informieren. Die Lage war offenbar
99
mehr als beschissen. Außerdem wurde mir klar, dass dieser Kompaniechef
keinesfalls den Ehrgeiz besitzt, sein Leben und das seiner Soldaten für
„Führer und Reich“ zu opfern. Das sollte sich wenige Tage später bestätigen.
3.
Am 12.04.1945 wird die Division mittels Bahntransport in Marsch gesetzt,
Richtung Berlin. In Schönerlinde bezieht unsere Kompanie am 14.04.1945
Quartier. Mein Trupp wird beim Bauer Löser untergebracht. Am 16.04.1945
werden wir im Morgengrauen alarmiert, ohne zu wissen, dass die Rote Armee
den Sturm auf Berlin begonnen hat. Auf offenen Plattenwagen der Reichsbahn
fahren wir Richtung Osten. Kurz vor der Einfahrt in den Bahnhof Freienwalde
stand am Bahndamm der Reichsmarschall Göring und grüßte mit erhobenem
Marschallstab seine Truppen, die er ins Feuer schickte, um sich anschließend
selbst in die Alpenfestung zu verziehen.
Kurz danach erhielten wir unsere Feuertaufe durch sowjetische Frontflieger,
die erste Verluste zur Folge hatten. Nachdem wir aus der Deckung unter den
Waggons wieder hervorgekrochen waren, marschierten wir in unseren
Bereitstellungsraum, ein verlassenes Gehöft ostwärts Freienwalde. Wir
fingen eines der herrenlosen Hühner und versuchten es auf offenem Feuer zu
braten. Dabei erhielten wir Störfeuer durch Schrappnellbeschuss. Außer
etwas Sand in unserer Bratpfanne hatte das keine Folgen, war uns jedoch eine
deutliche Warnung. [...]
18. April: An diesem Tag wird meine 4. Kompanie in Marsch gesetzt, um die
im Rückzug befindliche 5. Jägerdivision zu verstärken. Am Morgen
marschieren wir in den Bereitstellungsraum Alt-Ranft und gehen in einem
großen Rhabarber-Feld in Deckung. Dieses Feld liegt östlich Alt-Ranft in der
Nähe einer Zucker-Fabrik. Soldaten haben einen guten Riecher, so erkundeten
wir schnell, dass es hier auch Zucker zu holen gab. Also füllten wir unsere
Kochgeschirre mit kleingeschnittenem Rhabarber und füllten sie mit Zucker
auf. Bereits nach kurzer Zeit war das genießbar. Tag und Nacht hören wir
Gefechtslärm, wissen jedoch nicht, was um uns vorgeht. [...]
19. April. An diesem Tag rückt unsere Kompanie gegen Mittag an die Alte
Oder vor und errichtet am Ostufer eine Riegelstellung. In der Nacht rücken
wir nach Osten in den Oderbruch vor. Ich habe die Vermutung, dass unser
Kompaniechef lieber kehrt gemacht hätte. Doch es gab sehr überzeugende
100
Gründe, dies nicht zu tun. Mehrfach kommen wir an Bäumen vorbei, an denen
die Leichen deutscher Soldaten hängen, mit Schildern um den Hals "Ich habe
den Führer verraten". Trotzdem marschieren wir sehr verhalten.
20. April. Unser Weg nach Osten wird zunehmend versperrt durch
zurückflutende Fronttruppen, vermutlich Reste der 606. Infanterie-Division,
denn auf einzelnen Panzern sitzt Waffen-SS, also Angehörige der
Leibstandarte "Adolf Hitler".
21. April. Endlich werden wir erlöst. Ein Kradmelder überbringt uns den
Befehl: "Neues Marschziel - Sommerfelde." Dieser Ort liegt in etwa 25 km
Entfernung nordwestlich von Freienwalde, in der Nähe des Finow-Kanals.
Das alles wissen wir zwar zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Doch die
Kehrtwendung in Richtung West, in die auch alle anderen Einheiten strömen,
hat jeder sofort mitbekommen. Und das hat Folgen, noch nie ist die 4.
Kompanie so flott marschiert. Die Distanz wird im Eilmarsch bewältigt. Erst
kurz vor Sommerfelde kommt es zu einem kurzen Feuergefecht, vermutlich
mit schwachen rückwärtigen Kräften der 61. Armee. Übrigens hat sich
inzwischen die Ausrüstung unserer Kompanie erheblich verbessert. Wir
haben unsere englischen Karabiner weggeworfen und uns mit überall
herumliegenden Waffen versorgt. Ich besitze jetzt eine Steyer-MPi mit
ausreichender Munition, eine Pistole 08 lang und 4 Eier-Handgranaten.
Inzwischen erfolgten auch Veränderungen in der Struktur unserer Kompanie.
Bei der Aufstellung wurden vorwiegend Oberfeldwebel als Gruppenführer
eingesetzt. An Dienstgraden fehlte es uns ja nicht. Inzwischen stellte sich
jedoch heraus, dass diese ihrer Aufgabe nicht gewachsen waren. Deshalb
wurden Unteroffiziere, die ihre infanteristischen Kenntnisse aus dem ULK,
dem Unteroffiziers-Lehr-Kommando, und dem "Winter-Lehrgang" noch
beherrschten, eingesetzt. So wurde also auch ich Gruppenführer meines
Panzer-Vernichtungstrupps. Und damit militärischer Vorgesetzter von zwei
Oberfeldwebeln, einem Feldwebel, einem Unterfeldwebel, einem Stabsgefreiten,
und fünf Obergefreiten. Das war zwar für preußische Verhältnisse
recht ungewöhnlich, doch Not kennt kein Gebot, zudem war es wieder ein
Beweis für den Realitätssinn unseres Kompaniechefs. Aus dieser weisen
Entscheidung unseres Kompaniechefs ergaben sich übrigens für mich keine
ernsthaften Probleme. Ich hatte sogar den Eindruck, dass der Oberfeldwebel,
den ich als Gruppenführe ablöste, sich lieber einordnete, als Verantwortung
für andere zu übernehmen.
101
Als Quartier wird unserer Gruppe eine Fleischerei zugewiesen. Das klingt gut,
aber leider war sie bereits restlos ausgeräumt worden. Trotzdem fanden wir
hier Wetterschutz und einen Ruheplatz. Doch unsere Ruhe wurde schon bald
jäh gestört. Eine Streife der Division "Hermann Göring" unter dem
Kommando eines übereifrigen Leutnants nimmt unsere Gruppe wegen
"Plünderung der Fleischerei" fest. Natürlich hätten wir gern ein wenig
geplündert, aber leider fehlte es dazu an Gelegenheit. Wir lassen es auf keine
Auseinandersetzung ankommen, da wir vor allem müde sind und außerdem
ein reines Gewissen haben. Wir werden in Arrest genommen. Doch schon bald
befreit uns unser Kompaniechef. Nun können wir uns endlich etwas ausruhen.
An diesem denkwürdigen 21. April, an dem unsere Kompanie noch im
Oderbruch stand, erreichte die 5. Stoßarmee mit dem 12. Gardepanzerkorps
bereits bei Marzahn den Stadtrand von Berlin.
22. April. Vormittag rücken wir ab zu einem Einsatz südlich Niederfinow. Es
gibt ein kurzes Feuergefecht mit Infanteriewaffen, bei dem wir keine Verluste
haben und den Gegner gar nicht richtig erkennen konnten. Danach setzen wir
uns über den Finow-Kanal ab und marschieren in westlicher Richtung
zwischen dem Finow- und dem Hohenzollern-Kanal, jetzt Oder-Havelkanal.
Etwa auf der Höhe zwischen Neuehütte und Sommerfelde, nahe eines
Forsthauses, bauen wir Unterstände, etwa 2 m tief, abgedeckt mit
Baumstämmen und einer Erdschicht.
23. April. Am Morgen dieses Tages treten auf Befehl unseres Hauptfeldwebels
8 Gruppenführer, darunter auch ich, vor seinem Unterstand im Halbkreis zur
Entgegennahme eines Befehls an. Doch ehe es dazu kommt, schlägt eine
Werfergranate mitten unter uns ein. Ergebnis: 2 Schwerverwundete, 4
Leichtverwundete. Mich hat es nicht erwischt. Ich versuche dem am
schwersten Verwundeten, den mehrere Splitter im Unterleib trafen, zu helfen
durch Abbinden und Kompressen aus unseren Verbandspäckchen. Er soll
jedoch bereits auf dem Transport zum Verbandsplatz gestorben sein. Noch ein
Beweis der Unerfahrenheit unserer Truppe. Dabei kam unsere Kompanie
noch glimpflich davon. Der Buschfunk meldete, dass eine der anderen
Kompanien unserer Felddivision durch den "tapferen" Leichtsinn ihres
ehrgeizigen Kompaniechefs bei einem Gegenangriff fast vollständig
aufgerieben wurde.Wir bauten unsere Bunker weiter aus und stellten rund um
die Uhr Kanalwachen.
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24. April. In dieser Nacht habe ich Kanalwache. Der Wind treibt dicke
Wolkenfetzen vorbei, die den blassen Mond immer wieder verdecken. Die
nächsten Posten liegen schätzungsweise 150 m rechts und links von mir in
Deckung. Vor mir liegt ein breiter abgemähter Wiesenstreifen mit Heuhaufen.
Dahinter Sträucher und Bäume am Ufer des Finow-Kanals. Eine recht
unübersichtliche Lage, dazu den Feuerüberfall vom Vormittag im Kopf.
Durch die wechselnde düstere Beleuchtung bedingt, erkenne ich plötzlich
eine Bewegung. Ein bisher als Heuhaufen definiertes Etwas bewegt sich
langsam auf mich zu. Da gehen mir die Nerven durch. Ich entsichere eine
Handgranate und bekämpfe damit den vermeintlichen Gegner. Das löst
natürlich einen Alarm aus. Dabei wird festgestellt, dass ich einen Heuhafen
bekämpft habe. Das wird jedoch verständnisvoll zur Kenntnis genommen und
vom Kompaniechef als besondere Wachsamkeit beurteilt. So ist das eben,
wenn Techniker in den Krieg geschickt werden. Gelegentlich liegt Störfeuer
von Granatwerfern oder PAK von jenseits des Kanals auf unseren Stellungen.
Die Einschläge richten keinen weiteren Schaden an. Die Wurfgranaten
zeichnen Spuren in das Gras, die wie riesige Bärentatzen erscheinen, eine
große Pranke mit riesigen Krallen.
25. April. Wir sitzen immer noch in unseren Erdlöchern und schieben
Kanalwache. Von der Lage um uns haben wir keine Ahnung. Es ist uns jedoch
klar, dass binnen kurzem etwas Ungutes geschehen wird. Mit der Parole
"Kopf in den Sand stecken" werden wir diesen Schlamassel gewiss nicht
überleben. An diesem Tag vollenden die Belorussische Armee und die 1.
Ukrainische Armee die Einschließung Berlins.
Am Abend ertönt auf der gegenüberliegenden Kanalseite ein Lautsprecher.
Vermutlich durch Beauftragte des "Komitee Freies Deutschland" werden wir
in deutscher Sprache aufgefordert: "Deutsche Soldaten, legt die Waffen
nieder, ergebt euch! Wollt ihr die letzten Toten dieses Krieges sein?" Eine
sichtbare Reaktion meiner Kameraden konnte ich nicht feststellen. Aber
dieser Aufruf hat sicher nicht nur bei mir Eindruck gemacht. Doch bis zu einer
entsprechenden Handlung ist es ein weiter Schritt. Da spielen viele Faktoren
mit. Da ist als erstes die Angst um das eigene Leben. Wir haben mehrfach
gesehen, wie die Schergen von Generaloberst Schörner hinter den deutschen
Linien für Disziplin und „Führertreue“ sorgten. Wer sich wegen eines
menschlichen Bedürfnisses aus einer Stellung entfernt, muss stets damit
rechnen, von den "Kettenhunden" (der Feldgendarmerie), aufgegriffen zu
werden.
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Außerdem befinden sich in unserem Bereich Einheiten der Waffen-SS, die
erst schießen und dann fragen, wie wir kurz danach erleben. Keiner von uns
weiß, was er von seinem Nebenmann zu halten hat. Im Gegensatz zu anderen
Einheiten sind wir erst wenige Tage zusammen. Außerdem weiß keiner von
uns, wie sowjetische Soldaten reagieren, deren Heimat die faschistischen
Armeen verwüstet und deren Angehörige durch Deutsche umgegebracht
wurden. Und schließlich ist da immer noch die Hoffnung, irgendwie nach
Hause zu gelangen, ohne den Umweg über ein Kriegsgefangenenlager
irgendwo im fernen Sibirien, schließlich sind es ja kaum 250 km. Auch die 12jährige
faschistische Propaganda ist nicht spurlos an uns vorübergegangen.
An eine Wende des Krieges glaubt keiner mehr, aber jeder hofft doch
irgendwie sein Fell zu retten und lässt sich weiter kommandieren. So sah es
also nach meiner Einschätzung in unseren Köpfen aus.
In der Nacht wird Alarm ausgelöst und wir marschieren einige Kilometer nach
Westen. Oberhalb eines Steilhanges, östlich der Straße zwischen Eberswalde -
Finow und Angermünde, wo sich die beiden Kanäle nahekommen, beziehen
wir Stellung, Richtung West.
26. April. Meine Gruppe liegt an der Hangkante und gräbt sich ein. Jeweils
zwei Mann graben eine flache Schützenmulde. Langsam graut der Morgen.
Plötzlich beginnt ein Feuerschlag einer Katjuscha-Batterie. Kreuz und quer
schlagen die Geschosse im Raum unserer Stellung ein. So etwas konnte ich
mir bisher nicht vorstellen. Unsere einzige Hoffnung ist unser Infanterie-
Spaten. Die Todesangst verleiht uns ungeahnte Kräfte. Wir schippen wie die
Wilden und verschwinden zusehends im märkischen Sand. Die
Werfergeschosse schlagen nach einem nicht durchschaubaren System an
immer anderer Stelle ein. Glücklicherweise erwischt uns kein Volltreffer.
Jedenfalls bleibt meine Gruppe verschont. Das verdanken wir einem der
wichtigsten Ausrüstungsgegenstände des Soldaten neben Essbesteck und
Kochgeschirr -dem Spaten. Plötzlich ist Ruhe, die Katjuscha schweigt.
Doch kurze Zeit danach setzt das intensive Feuer von MG und MPi ein. Zum
ersten mal in meinem Leben höre ich unmittelbar vor mir das "Urräh"
angreifender sowjetischer Schützen im Original. In halber Höhe des
Steilhanges hat sich vor uns eine SS-Einheit eingegraben. Das Feuer dauert an
und kommt näher. Wir hocken zu zweit in unserem Schützenloch und können
noch nicht erkennen, was vor uns geschieht. Meinem Nebenmann fällt
plötzlich etwas Weiches auf den Stahlhelm, gleichzeitig ertönt vor uns ein
104
lauter Schrei. Dann bemerken wir, dass der abgeschossene Finger des
schreienden SS-Mannes in unser Schützenloch geschleudert wurde, der lag
nun am Boden unter uns.
Wir haben mal wieder Glück. Der Schwerpunkt des Angriffs lag nördlich von
uns. Dort erzielte er auch einen Einbruch in unsere Stellung. Deshalb begann
vor uns eine Absetzbewegung. Das nahm ich natürlich sofort zum Anlass,
meine Gruppe in Schützenreihe nach hinten, also Richtung Osten zu führen.
Wir marschieren durch den Hochwald und sind in unseren Tarnjacken kaum
von der Waffen SS zu unterscheiden. Plötzlich schreit jemand laut in unserer
Nähe: "Unterscharführer zu mir!“ (Unterscharführer der SS entsprach dem
Unteroffizier der Wehrmacht, also meinem Dienstgrad). Weil ich darauf nicht
reagierte, stoppte mich der Feuerstoß einer MPi. Dieser Aufforderung konnte
ich mich nicht verweigern. Sie kam von einem SS-Offizier, der mich mit dem
bei ihm üblichen Dienstgrad ansprach und mittels seiner MPi überzeugte, dass
ich mich mit meiner Gruppe sofort einem Gegenstoß seiner Einheit
anzuschließen habe. Nach kaum 300 m blieb der Gegenstoß im Feuer
sowjetischer Schützen stecken, die nunmehr auch in unserem Abschnitt den
Steilhang überwunden hatten. Wir liegen im Unterholz und ziehen die Köpfe
ein. Rechts, links und vor uns ist MPi-Feuer zu hören. Genau vor mir liegen
zwei sehr junge SS-Leute. Einer davon wurde durch einen Knöchelsteckschuss
verwundet. Ich kann gut hören, was sie sagen. Sie wechseln nur
wenige Worte. Dann sagt der Verwundete zu seinem Kameraden: "Mach's
gut", zieht seine 08 und schießt sich eine Kugel durch den Kopf.
Das ist der letzte Anstoß für mich, mit meiner Gruppe nach hinten
wegzurobben. Wenig später landen wir in der nächsten Riegelstellung. Wir
liegen unmittelbar am Oder-Havel-Kanal. Hundert Meter östlich von uns
führen zwei Laufstege über den Kanal. Das Kommando führt die SS. Wir
werden in die Gefechtsordnung eingegliedert. Die Gefechtsaufgabe lautet:
„Die Stellung ist bis 21 Uhr halten, danach absetzen über den Kanal, Richtung
Nordwest." Wenige Meter nebenan befindet sich eins unserer französischen
LMG. Angeblich soll auf der anderen Seite des Kanals noch Munition dafür
liegen. Ein Soldat unserer Kompanie erhält den Befehl Munition zu holen.
Kaum hat er den Steg betreten, knallt ein Schuss und er stürzt tot in das Wasser.
Ein SS-Offizier verhinderte nach Art seiner Truppe die vermeintliche
Missachtung des Gefechtsbefehls. Das meinte ich, als ich vorher schrieb, dass
die SS erst schoss und dann (vielleicht) fragte. Dieser Vorfall, der von fast
allen Angehörigen meiner Gruppe beobachtet wurde, trug natürlich
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wesentlich zur Stärkung des Kampfgeistes der Truppe bei, bei uns erhöhte
sich aber vor allem die Wachsamkeit im Umgang mit der SS.
Ich bekomme den Auftrag, den Befehl zur Forcierung des Kanals ab 21 Uhr
allen Einheiten zu übermitteln, die noch zwischen unserer Riegelstellung und
dem Schiffshebewerk Nieder-Finow liegen. Für mich nebenbei eine
Gelegenheit, mich meiner Panzerfaust zu entledigen. Den Befehl habe ich
ausgeführt. Weitere Gefechtsberührungen hatten wir an diesem Tage nicht.
Um 21 Uhr überqueren wir den Kanal und beginnen unseren Nachtmarsch
nach Nordwesten. Wir benutzen keine Straßen, sondern bewegen uns zumeist
in Schützenreihe neben den Straßen durch den Wald. Von vereinzelten
Höhenzügen aus sehen wir unter uns gelegentlich Straßen, brennende Häuser
und Marschkolonnen, vereinzelt Panzer. Nachdem wir noch durch das
Unterholz gekrochen sind, entdecke ich im Mondlicht, dass an zwei der an
meinen Patronentaschen hängenden Eierhandgranaten die Schutzkappen
fehlen und die Abzugsschnüre frei herunterhängen. Und so bin ich ahnungslos
durch das Unterholz gekrochen. Ein kleiner Ast hätte genügt ... Der
nachfolgende Schrecken bewirkt, dass ich die beiden Handgranaten, ohne sie
abzuziehen, in den Wald befördere.
27. April. Der Nachtmarsch zog sich bis Mittag hin. Nordwestlich Joachimstal
bezogen wir in einem verlassenen Haus Quartier. Essen und Trinken ist
reichlich vorhanden. Vor allem aber können wir uns wieder einmal in einem
Haus ordentlich waschen und ausschlafen. [...]
28. April. 10.00 Uhr Abmarsch nach Vietmannsdorf. Dort erwartet uns ein
Krad-Melder mit laufendem Motor, ruft uns zu: "Eilmarsch Einschließungsgefahr!“
und prescht davon. Nach insgesamt 60 km Marsch erreichen wir in
Steinförde, westlich von Fürstenberg, gegen 16.00 Uhr Anschluss an unser
Bataillon und beziehen dort Quartier.
29. April. 6.00 Uhr Abmarsch nach Mirow. Dort wurde Quartier bezogen.
Doch in dieser Nacht war für meine Gruppe nicht an Schlaf zu denken. Wir
stellten die Panzerwache. Da es jedoch genügend Essbares gab, verging auch
diese Nacht. Es gab im Keller Kartoffeln und Kompott. Ich fand eine Flasche
Lebertran und produzierte damit eine Pfanne Bratkartoffeln, die zwar nicht
allen schmeckte, mir und anderen aber sehr gut bekam.
30. April. Marsch über Vipperow bis nach Erlenkamp. Wir beziehen Quartier
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in einem geräumten Kriegsgefangenenlager.
1. Mai. Marsch über Ganzlin nach Lübz.
2. Mai. Marsch Richtung West im Raum Parchim / Neustadt-Glewe.
4.
3. Mai. In einem Wald südlich Schwerin endet unser Marsch. An uralten
Buchen hatte die Waffen-SS ihre schweren Transport-Lkw zu Schrott
gefahren, und diese in Brand gesteckt. Alle Fahrzeuge waren noch voll
beladen. Ab und zu detonierte auf einem Fahrzeug Munition. Doch das konnte
uns nicht abhalten, die Ladung zu erkunden. Wir hatten es auch bitter nötig.
Ich lief auf den Brandsohlen meiner Schuhe und ob wir jemals etwas vom
Tross unseres Bataillons wiedersehen würden, stand in den Sternen. Die
Inspektion lohnte sich. Ich ergatterte ein Paar passende und gut besohlte
Schnürschuhe, Socken und eine Pelzweste, die mir später gute Dienste
leistete. Vor uns war durch diesen Raum offensichtlich ein Transport von KZHäftlingen
gezogen, der nach der Flucht seiner SS-Bewacher bereits durch
das Rote Kreuz von Kanada mit Lebensmitteln versorgt wurde. An mehreren
Stellen lagen leere Kartons mit englischer Beschriftung.
Wir gingen in Ruhestellung und unser Bataillionskommandeur begab sich zur
Erkundung in Richtung Schwerin. Nach einigen Stunden kam er auf einem
Fahrrad mit Hilfsmotor zurück. Er ließ das Bataillon zum Appell antreten. Er
informierte uns über die Ergebnisse seiner Erkundung: "Ich war in Schwerin.
Die Stadt ist von amerikanischen Truppen besetzt. Ich kam ohne Probleme in
die Stadt und wieder heraus. Der Führer ist tot. Das Bataillon könnte noch ein
Stück nach Norden marschieren, in bisher unbesetztes Gebiet. Ich sehe jedoch
keinen Sinn darin. Ich löse das Bataillon hiermit auf. Jeder Mann kann
versuchen, seinen Heimatort zu erreichen. Ich rate jedem, seine Waffe nicht zu
früh wegzuwerfen. ln der Umgebung halten sich größere Gruppen von
entlassenen KZ-Häftlingen, Kriegsgefangenen und Fremdarbeitern auf.
Niemand weiß, wie sie sich einzelnen unbewaffneten deutschen Soldaten
gegenüber verhalten werden. Vermeiden Sie nach Möglichkeit derartige
Berührungen. Ich wünsche Ihnen eine gesunde Heimkehr. Bataillon
wegtreten.“
Danit war für uns der Zweite Weltkrieg und die Dienstpflicht gegenüber
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„Führer und Reich“ beendet. Doch nun kamen die bitteren Folgen dieses
Irrsinns auf uns zu. Unser Batallion zerstreute sich in kleineren Gruppen in der
Hauptrichtung Südwest mit den Ziel Heimat. Wir waren zu dritt. Nach kurzem
Marsch treffen wir auf eine andere Gruppe, die durch ein Fernglas das vor uns
liegende Gelände beobachtet. Nach kurzer Verständigung werden wir darüber
informiert, dass vor uns auf einer nach Norden führenden Straße endlose
Kolonnen deutscher Soldaten, zumeist unbewaffnet, ziehen. In dieser
Richtung müsste Schwerin liegen. Dann kann auch ich durch das Glas sehen.
Ich erkenne Einheiten des Heeres, der Marine, der Luftwaffe, des
Arbeitsdienstes.
Wir beraten lange. Schliesslich kommen wir zu dem Entschluss uns
einzureihen. Die Gefahr, bei einem Alleingang plötzlich mit amerikanischen
oder auch sowjetischen Einheiten konfrontiert zu werden, ist zu groß. Keiner
weiß, was dies für Folgen hätte und niemand hat jetzt noch Lust, sein Fell zu
riskieren. Also ordnen wir uns in das Marschband ein, immer noch mit unseren
Waffen. Wir trotten mit, einem ungewissen Ziel entgegen und ohne zu ahnen,
was uns dort erwartet. Doch wir sind zuversichtlich, dass nun für uns keine
Lebensgefahr mehr besteht, und mit allem anderen würden wir schon
irgendwie fertig werden.
Nach einigen Kilometern wird von vorn durchgesagt "Waffen wegwerfen!".
Meine Steyer MPi fliegt in den wassergefüllten Straßengraben. Wir
entledigen uns der Handgranaten, Pistolen, Munition, Seitengewehre - eben
all dessen, was ein Soldat so mit sich herumzuschleppen hat. Auch noch
vorhandene Stahlhelme fliegen hinterher. Die nächste Durchsage lautet
"Achtung Amis, Uhren verstecken!" Am Straßenrand tauchen die ersten
amerikanischen Soldaten auf. Junge Burschen, die MPi um den Hals gehängt,
den Helm weit ins Genick geschoben und natürlich eine Zigarette im
Mundwinkel. Einer von ihnen geht auf einen vor mir marschierenden
deutschen Soldaten zu : Watch !". Doch diesmal klappt das nicht. Der Landser
klopft ihm freundlich mit der Hand auf die Schulter "Nix Watch, it's my Watch
old Fellow!" Verblüfft lässt der Ami uns passieren. Ringsum Gelächter, wir
haben wieder etwas gelernt. Die Kolonne zieht weiter.
Ein Reiter galoppiert auf uns zu. Ein amerikanischer Soldat auf einem
schönen Rappen. Ohne Kopfbedeckung, dafür mit einem bunten Halstuch. An
seinem Koppel hängt eine Pistole neben der anderen. Seine Brust ist mit vielen
deutschen Orden bedeckt. Am Steigbügel hängt ein totes Huhn. So sehen
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Sieger aus! Da sträubte sich selbst noch in unserer wahrlich nicht
beneidenswerten Lage unser preußischer Haarschnitt.
Der nächste Eindruck ist ein neben der Straße befindlicher Schrotthaufen.
Hier liegen die Reste von ca. 1OO noch vor kurzem neuwertigen Fahrrädern,
die offenbar mit Hilfe eines Panzers verschrottet wurden. Drei Mann
belustigen sich damit, mit einem Zündapp B-Krad entlang unserer Kolonne
über Wiesen und durch Straßengräben zu fahren. Ein Ortsschild "Radelübbe",
wir werden auf einen Sportplatz geführt. Wir gehen in Ruhestellung und
versuchen, ein Auge voll Schlaf zu nehmen. Sehr ermutigend waren diese
ersten Eindrücke nicht gerade. Doch was können wir schon erwarten nach
alldem, was im Namen Deutschlands in der Welt angerichtet wurde.
Aber es gibt auch ermutigende Ereignisse. Irgendwann werden wir in
perfekter deutscher Sprache angesprochen. Vor uns steht ein Major der USArmy.
Ein offensichtlich sehr intelligenter Mann von Mitte Dreißig. Er
versucht unser Vertrauen zu gewinnen. Das ist nicht so einfach, doch er
kommt uns ganz offen entgegen. Er stellt sich uns vor. Er ist in Deutschland
aufgewachsen. Als Jude musste er mit seinen Eltern emigrieren. Seit
Kriegsbeginn ist er bei der US-Army. Gegenwärtig besteht seine Aufgabe
darin, mit den deutschen Kriegsgefangenen zu arbeiten. Er gibt uns Hinweise
für unser Verhalten:
-Noch vorhandene Waffen, auch Stichwaffen, unbedingt abgeben!
-Kein Ausbruchsversuch -es wird sofort geschossen!
-Den Anordnungen des Wachpersonals Folge leisten!
- Persönliche Wertgegenstände, auch Ehering, verstecken! Trotz eindeutiger
Befehle gibt es US-Soldaten, die versuchen, sich persönliches Eigentum
Kriegsgefangener anzueignen.
4. Mai 1945. Bahntransport zum Lager Bandenitz. Eine große Wiese, einige
Strauchgruppen und ringsum viel Stacheldraht. Wir suchen uns einen Platz
und richten uns ein so gut es eben geht. Deutsche Offiziere sind nicht zu sehen,
vermutlich gibt es gesonderte Offizierslager. Unter den Kriegsgefangenen
bestehen krasse Unterschiede -diesmal nicht nach dem Dienstgrad. Der
Unterschied besteht in der Ausrüstung. Am schlechtesten sind die dran, die
wie unsere Einheiten aus dem Gefecht mit anschließender Flucht ohne ihren
Tross direkt in Gefangenschaft gerieten. Außer dem, was wir am Leibe tragen,
besitzen wir nur Brotbeutel, Feldflasche, Kochgeschirr, Löffel und Zeltbahn.
Also das kleine Kapitulationsgepäck, wie es im Landserjargon sarkastisch
109
bezeichnet wurde. Andere, insbesondere motorisierte Einheiten, haben zwar
ihre Gefechtsfahrzeuge aufgegeben, doch führen sie immer noch ihre
Trossfahrzeuge mit sich. Auf den Trossfahrzeugen befinden sich unter
anderem die Rucksäcke mit ihrer persönlichen feldmäßigen Ausrüstung. Sie
haben also Wäsche zum Wechseln, Socken, Wasch- und Rasierzeug und
persönliche Gegenstände zur Verfügung. Am besten ausgestattet ist die
Truppe aus der Luftwaffen-Erprobungsstelle Rechlin. Diese hat sich
offensichtlich in aller Ruhe auf das Kriegsende vorbreitet. Jeder Mann ist
komplett neu eingekleidet und ausgerüstet. Wie wir bald bemerken, haben sie
sogar ihre Kriegskasse unter sich aufgeteilt.
Eine neue Einheit ist eingetroffen, mit Lkw für den Tross. Auf diesem
Fahrzeug steht ein Unteroffizier, nimmt einen Rucksack nach dem anderen,
ruft den daran befindlichen Dienstgrad und Namen auf und wirft ihn dem
Betreffenden zu. Ein Oberfeldwebel wird aufgerufen. Niemand meldet sich -
der Rucksack fliegt neben das Fahrzeug. Auf diesen Moment habe ich
gewartet, ich schnappe mir den Rucksack und will mich damit davonmachen.
Sofort wird er mir entrissen, ich muss sehen, dass ich mit heiler Haut
davonkomme.
Nachdem die Truppe wieder genügend mit sich selbst beschäftigt ist, schlage
ich einen Bogen und robbe von hinten unter den Lkw, bis ich den Rucksack
endlich erwische. Mit dem begehrten Objekt krieche ich vorsichtig davon -
geschafft. Essbares befindet sich nicht in meiner Beute, dafür jedoch fast alles,
was man auch als Kriegsgefangener so braucht, sogar ein kleiner Kocher mit
Trockenspiritus ist dabei. Doch der nutzt gegenwärtig noch nichts, da wir
weder Verpflegung noch Wasser haben. Dadurch wird es sehr ungemütlich.
Hier ist außer ein wenig Sauerampfer nichts vorhanden. Also können wir nur
mit knurrendem Magen zusehen, wie die Rechliner ihre immer noch
vorhandenen Reserven an Lebensmitteln verzehren. Doch damit nicht genug,
am Abend spielen sie 17 und 4 mit Tausendern im Einsatz. Aber das berührt
uns weit weniger, weiß doch keiner, wie lange diese bunten Papierchen noch
einen Wert besitzen.
5. Mai 1945 bis 14. Mai 1945. Wir müssen antreten zum ersten Verpflegungsempfang.
Jeder erhält einen Becher Tee und je 8 Mann eine Twenty-four-hour-
Ration. Das ist eine abgepackte Verpflegungsration für einen GI und einen
Tag. Abgesehen von der Größe der Zuteilung entäuscht uns der Inhalt. Neben
einigen Keksen, einer kleinen Dose Schinken mit Ei, etwas Schokolade,
110
Zigaretten, Kaugummi und ähnliche Späßchen. Das durch 8 zu teilen stellt uns
vor eine fast unlösbare Aufgabe. Wie wünschen wir uns einen Kanten des oft
verfluchten Komissbrotes!
Abgegrenzt durch Stacheldraht, doch innerhalb des Lagers befand sich die
Feldküche der uns bewachenden Einheit. Ab und zu wurden Kriegsgefangene
zum Küchendienst befohlen. Ein seltener Glücksfall, schließlich fällt in einer
Küche immer etwas Essbares ab. Doch nicht ohne Lebensgefahr, wie sich bald
zeigen sollte. Ein zum Küchendienst eingesetzter Kriegsgefangener nutzte die
Gelegenheit, sich aus einer herumliegenden Zigarettenschachtel zu bedienen.
Das wurde bemerkt und hatte böse Folgen. Wir hatten Gelegenheit zu sehen,
wie dieses "Verbrechen" geahndet wurde. Der Täter wurde mitten unter uns
auf einen Hocker gesetzt und musste eine der starken amerikanischen
Zigaretten rauchen. Danach wurden ihm zwei Zigaretten gleichzeitig in den
Mund geschoben. Das setzte sich mit stets steigender Anzahl fort, bis der
Delinquent sich plötzlich im Gesicht verfärbte und vom Hocker kippte. Ein
amerikanischer Sanitäter brachte ihn weg. Später meldete der Buschfunk,
dass er tot sei. Das ist nach allem, was wir mit ansehen mussten, sehr
wahrscheinlich. Wieder hatten wir eine Lektion erhalten, wozu der Krieg
Menschen machen kann. Und nicht nur Deutsche.
Eines Tages erhalten wir Waschwasser - pro Mann ein Kochgeschirr voll. Es
gibt nichts, was ein Soldat nicht kann - so also auch eine Ganzkörperpflege mit
einem Kochgeschirr voll Wasser. Und es geht, erst rasieren, dann waschen von
Kopf bis Fuß mit einem Schwamm, den ich in dem erbeuteten Rucksack fand.
Irgendwie hungern wir uns von Tag zu Tag durch. Was inzwischen in der Welt
vorgeht, bleibt uns weitgehend verborgen. Gerüchte gibt es genug, angeblich
soll Deutschland kapituliert haben, doch nichts Genaues weiß man nicht.
15. Mai 1945. Heute werden wir wieder einmal verlegt -in das Lager
Radelübbe. Auf einem riesigen Winterweizenfeld ist ein Lager für vermutlich
Hunderttausende Kriegsgefangene vorbereitet. Darunter ist bei weitem nicht
zu verstehen, dass hier alles für einen langfristigen Aufenthalt vorhanden ist.
Gewährleistet ist, dass die Massen von Kriegsgefangenen nach Zehner-,
Hunderter- und Tausenderschaften eingeordnet werden. Das Gelände ist mit
Stacheldrahtzäunen und hölzernen Wachtürmen gesichert. Innerhalb
befinden sich exakt abgesteckte Lagerstraßen und Abschnitte und überall
Soldaten aller Waffengattungen, Teilstreitkräfte und Dienste, soweit das Auge
sehen kann. Also ein geordnetes Chaos.
111
Wir werden zum x-ten mal gefilzt. Auch unsere Zeltbahnen werden uns
abgenommen. Noch immer ist es mir gelungen, meine Kleinbildkamera dem
Zugriff der Kontrollierenden zu entziehen. Meine letzten persönlichen
Gegenstände sind die Kamera, leider ohne Film, Armbanduhr, Füllhalter,
Taschenmesser und natürlich meine Brille sowie ein kleiner Taschenkalender,
in den ich ab und zu Eintragungen von Orten und Ereignissen vornehme. Das
werde ich auch weiterhin tun -vielleicht nutzt es mir einmal, um meine
Vergangenheit zu durchleuchten.
16. Mai 1945 bis 24. Mai 1945. Rings um uns knallt es immer wieder mal von
den Wachtürmen. Der Anlass dafür bleibt uns verborgen. Es ist kaum
anzunehmen, dass es Ausbruchsversuche gibt. Vermutlich wird auf Hasen
oder Rehe geschossen, die sich dem Winterweizen nähern – andererseits auch
aus Spaß und ein wenig aus Angst und als Drohung gegenüber den Massen,
die hier in Schach zu halten sind. Doch wir haben andere Probleme als
Ausbruchspläne zu schmieden. Die Möglichkeit, Zelte zu bauen, hat man uns
genommen. Die Maikühle macht sich unangenehm bemerkbar. Es bleibt uns
nur die Möglichkeit, uns etwas einzubuddeln und soweit die Haselsträucher
reichen, darüber Laubhütten zu errichten. Neben der Kälte ist es vor allem der
Hunger, der uns umtreibt. Da kommt man auf die verrücktesten Gedanken.
Innerhalb unseres Lagers befindet sich eine Koppel, auf der schätzungsweise
15 Pferde weiden. Einer aus unserer Zehnerschaft ist gelernter Fleischer. Er
erklärt uns, wie man ein Pferd schlachtet, wie wir wenigstens zeitweise
unseren Hunger stillen könnten. Nachdem es dunkel genug ist, ziehen wir los.
Bewaffnet sind wir mit einer Axt und mehreren Taschenmessern (alles Dinge,
die Kriegsgefangene nach mindestens drei Leibesvisitationen eigentlich nicht
mehr besitzen dürften). Eines der Pferde treiben wir in eine Ecke der Koppel,
die am wenigsten einsehbar ist. Ich habe die Aufgabe, dem Pferd meine
Tarnjacke über den Kopf zu werfen. Nun schlägt der Fleischer dem Pferd mit
dem Axtrücken mit großer Gewalt auf den Kopf. Das Pferd springt aus dem
Stand in die Höhe, zieht seine Beine an und wuchtet auf den Boden. Seit dieser
Aktion hat meine Jacke hinten einen Riss. Nun stürzen wir uns unter
Anleitung unseres Fachmannes mit den Taschenmessern auf das Pferd. Kein
leichtes Unterfangen. Doch nach und nach gelangen wir durch das Fell und an
die Innereien. Am Ende dieses Blutbades komme ich mit einer halben
Pferdeleber und weiterem Undefinierbarem in unserem Erdloch an. Übrigens
hat die Axt des Fleischers wesentlich dazu beigetragen, dass wir uns besser als
andere einbuddeln konnten.
112
Am nächsten Morgen legt sich einer von uns in der Nähe der Küche auf die
Lauer. Tatsächlich gelingt es ihm, etwas Salz zu ergattern Wir machen ein
Feuer an. Das grüne Gestrüpp qualmt mächtig. An einem Holzspieß röste ich
ein Stück Leber. Sicher habe ich schon Besseres gegessen, doch bei unserem
andauernden Frühjahrsfasten ist es ein wunderbares Gefühl endlich wieder
einmal satt zu sein. Doch mit des Geschickes Mächten ... Ich komme nicht
dazu, meinen ganzen Vorrat zu verzehren. Wie viele andere neben und um uns
bekomme ich einen jämmerlichen Durchfall, zum Teil mit Blut. Ein Arzt stellt
die Diagnose "Ruhr". Medikamente gibt es nicht. Er rät uns, aus den Zweigen
Holzkohle herzustellen und zu essen. Hundeelend schleppen wir uns immer
wieder zwischen unserem Dreckloch und dem Donnerbalken hin und her. Der
Donnerbalken ist ein gefällter Baumstamm, auf dem zehn Mann
nebeneinander Platz haben. Trotzdem muss man anstehen. Hinter dem Stamm
ist ein Graben ausgehoben. Das Ganze wird von Zeit zu Zeit versetzt. Durch
die Holzkohle sehen wir aus wie Neger mit geschwärzten Händen und
Gesichtern. Dazu regnet es mehrere Tage. Doch irgendwie überstehe ich auch
dieses Martyrium.
Gerüchte gehen um von Entlassung in die Heimat, von Nummerierung der
Hundertschaften nach Postleitzahlen und andere Spinnereien. Unter uns
befindet sich auch ein Psychologe oder ähnliches. Der erläutert uns die
Entstehung und Funktion von Gerüchten in Lagen wie der unseren. Dann
bereitet er einen Test vor. Er geht drei Tausenderschaften weiter und setzt dort
ein glaubhaftes Gerücht in die Welt. Dann kommt er zurück und wartet, in
welchem Zeitraum und wie entstellt dies bei uns ankommt. Das Ergebnis habe
ich nicht mitbekommen, da wir nicht in der richtigen Stimmung waren,
wissenschaftliche Experimente durchzuführen. Wir hatten genügend
Probleme, die uns auf den Nägeln brannten -vor allem Kohldampf.
5.
25. Mai 1945. Befehl: Marschbereitschaft herstellen. Wir werden noch einmal
durchsucht. Hundertschaft nach Hundertschaft marschiert zum Bahnhof. Ein
Zug mit geschlossenen Güterwagen nimmt uns auf. Das kleine Fenster ist
vergittert. Doch wir haben soviel Platz, dass alle gleichzeitig liegen können.
Wenn der Zug einmal hält oder wenn wir einen Bahnhof vermuten, zieht sich
einer an dem Fenstergitter hoch, um sich zu orientieren. Aber schließlich ist es
uns schon scheißegal, wo wir uns befinden. Nach Hause geht unsere Fahrt
bestimmt nicht. Es muss jedoch in westliche Richtung gehen. Das sagt uns die
113
Sonne, wenn sie mal zu sehen ist.
26. Mai 1945. Wir werden auf dem Gelände eines Güterbahnhofs ausgeladen.
Ein Bahnhofsschild ist nicht zu erkennen. Bereitstellung zum Abmarsch. Wir
gruppieren uns, doch unser Interesse gilt nur einem - wann gibt es endlich was
zu essen. Doch darauf müssen wir noch lange warten. Erstaunlich, was man
uns so ohne Nahrung alles zumuten kann.
26. Mai 1945. Unser Transport wird nicht mehr von amerikanischen, sondern
von englischen Soldaten eskortiert. Also sind wir offensichtlich an die
Engländer übergeben worden. Na schlechter kann es ja wohl kaum werden.
Bald werden wir merken, was uns nun bevorsteht.
27. Mai 1945. Wir marschieren durch Eutin in Schleswig-Holstein weiter
nach Nordwesten. Marsch kann man diesen Trauerzug ausgehungerter und
abgerissener Männer kaum nennen. Als unsere Bewacher merken, dass wir
mit unseren Kräften am Ende sind, wird schließlich in einem Wald zwischen
Futterkamp und Lütjenburg gerastet. Wer noch die Kraft dazu besitzt, geht auf
die Suche nach etwas Essbarem. Ich erbeute zwei dicke Weinbergschnecken
und versuche sie, in einen genussfähigen Zustand zu versetzen. Schließlich
verschlinge ich sie so wie sie sind. Satt werde ich davon nicht, es ist mehr ein
symbolischer Akt -ich habe etwas gegessen.
29. Mai 1945 bis 22. Oktober 1945. Wir schleppen uns weiter. Unsere neuen
Bewacher versuchen endlich wieder Ordnung zu schaffen. Wir werden
eingeteilt nach Wirtschafts-Bezirken (WB). Ich gehöre nun zum OWB – 5,
MWB – 1, UWB – 1 und bin Gruppenführer II / 2. Das O steht für Ober-, M,
und U für Mittel- und Unter-. Nach dieser Einteilung bewegen wir uns weiter
und gelangen schließlich nach Kembs. Hier werden wir in einem 16ner Zelt
untergebracht. Zum ersten Mal seit unserer Gefangennahme erhalten wir
etwas Handfestes zu essen. Nicht zu viel, damit wir uns nicht übernehmen.
Jede Gruppe erhält ein Kastenbrot von einem Kilo, mit dem Gruppenführer
umfasst jede Gruppe zehn Mann, das ergibt 100 g / Mann. Der Gruppenführer
muss teilen. In wechselnder Reihenfolge darf sich jeder ein Stück nehmen.
Nur eins ist Gesetz: Dem Gruppenführer bleibt das letzte Stück. Damit er
redlich teilt.
Die Neueinteilung im Waldlager war offensichtlich nur der erste Schritt zur
Rückkehr zu preußischer Disziplin und Ordnung - beziehungsweise zu Law
and Order, wie es auf englisch hieß. Noch wissen wir ja nicht, dass wir keine
114
Kriegsgefangenen mehr sind, sondern "Disarmed German Force" -
entwaffnete deutsche Wehrmacht. Bereitgestellt, um wieder bewaffnet mit
den unweit gelagerten Waffen, bei gegebener Lage unter Churchills Befehl
mit seinen Truppen an der Seite der US-Army gegen die Sowjetarmee
loszuschlagen.
Das alles wissen wir natürlich nicht, es erklärt jedoch, was bei uns vorgeht. Es
gibt wieder deutsche Offiziere in unseren „Wirtschafts-Bezirken". Sie
organisieren einen exakten preußischen Dienstbetrieb. Jeder hat seine
Dienstgradabzeichen zu tragen. Auch ich muss meine Unterofiziers-Tressen
wieder instandsetzen. Es besteht strenge Grußpflicht. Die Herren Offiziere
legen die Orden an und verleihen sich nach Möglichkeit noch weitere. Nur das
große Hakenkreuz im "Deutschen Kreuz in Gold" wurde durch ein schwarzweiß-
rotes Band getarnt. Wer sich diesem Regime nicht fügte, wurde durch
deutsche Offiziere vor einem Feldgericht verurteilt.
Nach und nach ahnten wir, wohin wir geraten sind. Doch erst Jahre später
erfuhr ich die ganze Wahrheit über das, was man uns zugedacht hatte. Hier in
Schleswig Holstein befanden sich in großen Internierungsgebieten zwei
deutsche Korpsgruppen unter dem Befehl der deutschen Generale von
Stockhausen und General Witthöft. Unsere "Wirtschaftseinheit" unterstand
der Korpsgruppe von Stockhausen, die ihren Sitz in Eutin hatte. Der Sitz der
Korpsgruppe Witthöft war Plön. Die Internierungsgebiete wurden durch
bewaffnete deutsche Ordnungskräfte abgesichert. Diese rekrutierten sich vor
allem aus den berüchtigten "Kettenhunden".
Der Buschfunk teilte mit, dass der Herzog von Holstein, der mit dem
englischen Hochadel versippt ist, eine bewaffnete deutsche Wacheinheit
erhalten hat. Diese hat zu präsentieren, wenn Hoheit sein Schloss betritt oder
verlässt. Auch in unserer näheren Umgebung tat sich einiges. So z.B. auf
Schloss Waterneversdorf. Gelegentlich durften wir auf der Tenne der großen
Scheune englische Militärmusik anhören. Doch nur dann, wenn nicht gerade
der Schlossherr einen Empfang für die englischen und deutschen
Stabsoffiziere gab.
Zu der uns zugedachten Aufgabe kam es glücklicherweise nicht. Die
internationale politische und militärische Lage gab diesen verbrecherischen
Plänen keine Chance. Doch vorläufig wurden wir in einem leidlichen
Futterzustand gehalten. Wir hatten eine Feldküche, die einmal am Tage
115
Verpflegung ausgab. Diese bestand aus einem halben Liter meist recht dünner
Suppe, einer Scheibe Brot und darauf l0g Margarine und 10g Marmelade,
sowie 2 Zigaretten aus Wehrmachtsbeständen. Leidenschaftliche Raucher
brachten es fertig, auch unter diesen Umständen noch Brot gegen Zigaretten
einzutauschen. Natürlich reichte diese Art Verpflegung nicht aus, hungrige
Soldatenmägen zu füllen. Also wurde im weiten Umkreise alles abgeweidet,
was irgend essbar war. So wurden unter anderem Brennesseln, Melde, später
auch Wiesenchampignons zu Suppe verarbeitet. Wir wurden innerhalb des
uns zugewiesenen Raumes auf verschiedene Gehöfte verteilt. Diese Gehöfte
betrieben fast ausschließlich Viehwirtschaft. Nur in minimalem Umfang und
für den Eigenbedarf wurde Feldbau betrieben. Auf unserem Gehöft wurden 10
Zeilen Kartoffeln und kleine Getreideflächen angebaut.
Nach und nach wurden einige von uns, die in den Westgebieten zu Hause
waren oder sich verpflichteten, im Kohlebergbau zu arbeiten, entlassen. Für
uns, die wir aus den von der Sowjetarmee besetzten Gebieten kamen, gab es
Kriegsgefangenen mehr sind, sondern "Disarmed German Force" -
entwaffnete deutsche Wehrmacht. Bereitgestellt, um wieder bewaffnet mit
den unweit gelagerten Waffen, bei gegebener Lage unter Churchills Befehl
mit seinen Truppen an der Seite der US-Army gegen die Sowjetarmee
loszuschlagen.
Das alles wissen wir natürlich nicht, es erklärt jedoch, was bei uns vorgeht. Es
gibt wieder deutsche Offiziere in unseren „Wirtschafts-Bezirken". Sie
organisieren einen exakten preußischen Dienstbetrieb. Jeder hat seine
Dienstgradabzeichen zu tragen. Auch ich muss meine Unterofiziers-Tressen
wieder instandsetzen. Es besteht strenge Grußpflicht. Die Herren Offiziere
legen die Orden an und verleihen sich nach Möglichkeit noch weitere. Nur das
große Hakenkreuz im "Deutschen Kreuz in Gold" wurde durch ein schwarzweiß-
rotes Band getarnt. Wer sich diesem Regime nicht fügte, wurde durch
deutsche Offiziere vor einem Feldgericht verurteilt.
Nach und nach ahnten wir, wohin wir geraten sind. Doch erst Jahre später
erfuhr ich die ganze Wahrheit über das, was man uns zugedacht hatte. Hier in
Schleswig Holstein befanden sich in großen Internierungsgebieten zwei
deutsche Korpsgruppen unter dem Befehl der deutschen Generale von
Stockhausen und General Witthöft. Unsere "Wirtschaftseinheit" unterstand
der Korpsgruppe von Stockhausen, die ihren Sitz in Eutin hatte. Der Sitz der
Korpsgruppe Witthöft war Plön. Die Internierungsgebiete wurden durch
bewaffnete deutsche Ordnungskräfte abgesichert. Diese rekrutierten sich vor
allem aus den berüchtigten "Kettenhunden".
Der Buschfunk teilte mit, dass der Herzog von Holstein, der mit dem
englischen Hochadel versippt ist, eine bewaffnete deutsche Wacheinheit
erhalten hat. Diese hat zu präsentieren, wenn Hoheit sein Schloss betritt oder
verlässt. Auch in unserer näheren Umgebung tat sich einiges. So z.B. auf
Schloss Waterneversdorf. Gelegentlich durften wir auf der Tenne der großen
Scheune englische Militärmusik anhören. Doch nur dann, wenn nicht gerade
der Schlossherr einen Empfang für die englischen und deutschen
Stabsoffiziere gab.
Zu der uns zugedachten Aufgabe kam es glücklicherweise nicht. Die
internationale politische und militärische Lage gab diesen verbrecherischen
Plänen keine Chance. Doch vorläufig wurden wir in einem leidlichen
Futterzustand gehalten. Wir hatten eine Feldküche, die einmal am Tage
115
Verpflegung ausgab. Diese bestand aus einem halben Liter meist recht dünner
Suppe, einer Scheibe Brot und darauf l0g Margarine und 10g Marmelade,
sowie 2 Zigaretten aus Wehrmachtsbeständen. Leidenschaftliche Raucher
brachten es fertig, auch unter diesen Umständen noch Brot gegen Zigaretten
einzutauschen. Natürlich reichte diese Art Verpflegung nicht aus, hungrige
Soldatenmägen zu füllen. Also wurde im weiten Umkreise alles abgeweidet,
was irgend essbar war. So wurden unter anderem Brennesseln, Melde, später
auch Wiesenchampignons zu Suppe verarbeitet. Wir wurden innerhalb des
uns zugewiesenen Raumes auf verschiedene Gehöfte verteilt. Diese Gehöfte
betrieben fast ausschließlich Viehwirtschaft. Nur in minimalem Umfang und
für den Eigenbedarf wurde Feldbau betrieben. Auf unserem Gehöft wurden 10
Zeilen Kartoffeln und kleine Getreideflächen angebaut.
Nach und nach wurden einige von uns, die in den Westgebieten zu Hause
waren oder sich verpflichteten, im Kohlebergbau zu arbeiten, entlassen. Für
uns, die wir aus den von der Sowjetarmee besetzten Gebieten kamen, gab es
langsam einige Meter zur Seite. Das gelang uns erfolgreich. Und plötzlich,
offenbar festen Boden unter sich fühlend, sprangen sie unverletzt auf. Nur die
Beine und die Bäuche waren mit Schlamm bedeckt. Diese Spuren unseres
Ungeschicks aber mussten unbedingt beseitigt werden. Dann wagten sich die
Tapfersten von uns mit nassen Grasbüscheln an die Tiere. Doch die ließen sich
ohne weiteres säubern. Ich atmete erst einmal auf. Dann wurde angeschirrt
und wir schlugen einen großen Bogen um das heimtückische Gewässer. Der
117
Holzeinschlag war zwar mühselig - nasse Weiden lassen sich nicht gut sägen –
verlief jedoch ohne weitere Katastrophen. Nach unserer Heimfahrt lieferte ich
das Gespann ab. Der Bauer war zufrieden und ich erst recht.
6.
Der Herbst stand vor der Tür. Wir versuchten uns mit doppelwandigen Zelten
auf den Winter vorzubereiten. Doch für mich sollte es dazu nicht kommen. Am
23. Oktober 1945 wurde das noch vorhandene technische Personal der
Luftwaffe, zu dem auch ich gehörte, nach dem Flugplatz Kiel-Holtenau
verlegt. Wir wurden in Steinbaracken untergebracht, dann erfolgte unsere
Einkleidung in englische Battle-Dress. Doch nicht in Khaki, sondern in
Wehrmachts-Graugrün. Nun erfuhren wir auch, dass wir Dienstverpflichtete
der Royal Airforce sind. Unser Kommandeur ist der letzte Kommodore des
Jagdgeschwaders Mölders. Wir unterstehen als „Deutscher Arbeitszug Luft''
(DAZL 14) der Nr.2 Squadron, 8302 (D) Wing.
Unser Kommandeur hat als Ritterkreuzträger der Luftwaffe offensichtlich ein
gutes persönliches Verhältnis zu seinem englischen Vorgesetzten, der für seine
Verdienste in der Battle of England das Victory-Cross trägt. Unsere Aufgabe
besteht zunächst darin, deutsche Flugzeuge der damals modernsten Typen
(Me 163, Me 262, Fernaufklärer, Jäger und Bomber) zum Transport nach
England vorzubereiten. Immerhin eine technisch interessante und
abwechslungsreiche Tätigkeit. Wir wurden für damalige Zeiten gut verpflegt
(75g Fleisch pro Tag) und erhielten Ausgang in Kiel.
Am 25. Oktober 1945 habe ich erstmalig die Möglichkeit, meiner Familie
mitzuteilen, dass ich noch am Leben bin, wo ich mich aufhalte und wie es mir
geht. Gleichzeitig kann ich ihr meine Anschrift mitteilen, damit auch ich
erfahre, wie die Lage in der Heimat aussieht. Am 26. November erhalte ich
den ersten Brief von meiner Frau mit der Nachricht, dass alle am Leben und
gesund sind. Damit endete die schreckliche Ungewissheit und mir fiel ein
großer Stein vom Herzen. Weitere Briefe folgten.
Wir wurden gezielt desinformiert. Über die Lage in der SBZ wurden die
übelsten Gräuelnachrichten verbreitet. Da war die brieflich Verbindung von
unschätzbarem Wert. Natürlich tauschten wir unsere Informationen auch
untereinander aus - doch mit gebotener Vorsicht, denn das war unerwünscht.
In unserem Objekt war außer der Royal-Airforce auch eine englische Panzer118
Einheit der Desert-Rats (Wüsten-Ratten) disloziert. Deren Angehörige
empfingen uns sofort mit der Frage, ob wir zu den Besatzungen der Ju-88
gerhörten, die u.a. Coventry bombardiert hatten. Und als wir das verneinten,
spuckten sie vor uns aus.
Eines Tages erhielt ich und vier weitere Kameraden den Befehl, mit Äxten
einen Jeep zu besteigen und zum Rande des Airports zu fahren, an dem zwei
einsatzbereite Ju-88 standen. Dort wurde uns befohlen, den Rumpf beider
Maschinen mit den Äxten durchzutrennen. Das stand völlig im Gegensatz zu
„Russen“. Der erste Anlauf ging schief, da der Transport angeblich nicht
übernommen wurde. Doch am 8.03.1946 rollten wir endlich und landeten im
sowjetischen Quarantänelager in Pretsch an der Elbe. Am 20.03.1946 endete
unsere Quarantäne. Wir erhalten ein Dokument, in dem mir der Vorsteher des
Kriegsgefangenenlagers der Stadt Pretsch, Hauptmann Kulisch, bestätigte,
dass ich aus der früheren deutschen Wehrmacht demobilisiert wurde und mich
nach meinem Wohnort in Freital bei Dresden begebe. Am 23.03.1946 wird ein
Transport zusammengestellt. Wir erfahren, dass wir jetzt nach Calbe an der
Saale transportiert werden, um von dort "sternförmig" in unsere Heimatorte
entlassen zu werden.
So begann also mein ziviles Nachkriegsleben als demobilisierter Soldat. Doch
real würde der Krieg für mich erst dann zu Ende sein, wenn ich wieder bei
meiner Familie in der Heimat sein werde. Noch war es nicht so weit. Als unser
Transport in Calbe endet, wird uns verkündet, dass wir vor der Heimkehr erst
120
einmal dienstverpflichtet werden - zur Demontage der Zuckerfabrik Calbe.
Wir wurden in einem ehemaligen Ballsaal in dreistöckigen Betten
untergebracht, verpflegt und ab dem nächsten Morgen zu Demontage-
Arbeiten eingeteilt.
Zwischendurch eine Bemerkung zu meiner Bekleidung und meinem Gepäck.
Die Bekleidung bestand aus Wehrmachtsunterwäsche, zuletzt im Waschraum
des Quarantäne-Lagers vor einer Woche gewaschen, einer Soldatenhose der
Roten Armee, die mir irgendwo zugelaufen war, und meiner Fliegerbluse
ohne Tressen, Schulterstücke und Spiegel, dazu Wehrmachtssocken und
Fußballschuhe, von denen ich die Stollen abmontiert hatte. Die hatte ich in
Kiel aus einem englischen Panzer geklaut. Ein Oberhemd besaß ich nicht
mehr - das hatte man mir von der Leine entwendet. Dafür hatte ich mir aus
einem Fenstervorhang einen gelben Fliegerschal zugelegt. Mein Gepäck
bestand aus einer großen Aktentasche aus Schweinsleder. Diese Tasche hatte
ich mir in langwieriger Arbeit in Kiel angefertigt. Das Leder stammte von der
Umhüllung eines beschußsicheren Tanks einer He 111. Als Faden hatte ich
aufgetrennte Sicherheitsgurte eines Flugzeuges benutzt. Genäht habe ich mit
einer selbst gefertigten Ahle und einer kräftigen Stopfnadel. Die Tasche wurde
mit Riemen verschlossen, deren Schnallen von einer alten Armeehose
stammten – ein angenieteter kräftiger Griff vervollständigte das Werk.
Übrigens habe ich diese Tasche noch heute im Keller in Nutzung.
Nach einigen Tagen forderte der Starschina (Hauptfeldwebel) der
sowjetischen Transporteinheit, für die wir tätig waren, zwei Mann an, die
etwas von den Motoren seiner großen Zugmaschinen verstehen. Gemeinsam
mit einem erfahrenen Kfz-Schlosser meldete ich mich. Nun war ich zwar kein
Motor-Spezialist, doch hatte ich einige Erfahrung bei der Instandhaltung, dem
Ein- und Ausbau und der Einstellung der Zwillings-Zündanlagen von Flugzeugmotoren
gesammelt. Und im Übrigen vertraute ich auf meinen guten
Stern und meinen Kameraden.
Wir wurden mit alltäglichen Wartungsarbeiten beschäftigt. Nach einigen
Tagen aber wurde es ernst. Die schweren Radzugmaschinen waren mit
gewichtigen Motoren ausgerüstet. Um sie auszubauen, wurde aus
Baumstämmen ein Dreibock gebaut. An diesem wurde ein Flaschenzug mit
Hissgeschirr befestigt und mit dem Motor verbunden. Nach dem Lösen aller
Anschlüsse wurde dann der Motor mit der vereinten Kraft von sechs Soldaten
angehoben. Danach wurde die Zugmaschine nach hinten geschoben.
121
maxe
 

Re: Das Kriegsende miterlebt

Beitragvon maxe » Sa 10 Mär, 2012 10:50

121
Anschließend schob man einen Montagekarren unter den Motor und ließ den
Motor herab. Also eine reichlich zeit- und kraftaufwendige Aktion.
Doch dies alles war bereits ohne unsere Beteiligung geschehen. Bei der
Demontage des Motors stellte man fest, dass die Nockenwelle verschlissen
war. Sie wurde zur Regenerierung in die Divisionswerkstatt geschickt. Als sie
wieder da war, sollte sie unter Leitung eines blutjungen Unterleutnants
eingebaut werden. Das Problem bestand nun darin, die Nockenwelle
gegenüber der Kurbelwelle in die richtige Stellung zu bringen. Andernfalls
würde der Motor nach dem aufwendigen Einbau nicht laufen. Aus diesem
Grunde hatte man vor der Demontage Markierungen angebracht. Doch diese
ließen sich nicht mehr in Übereinstimmung bringen, weil nicht das Original,
sondern eine bereits regenerierte Austauschwelle geliefert wurde. Und deren
Markierungen stimmten natürlich nicht überein. Der Genosse Unterleutnant
schwitzte Blut und Wasser. Schließlich gab er entnervt auf, wies den
Starschina an, den Motor so einzubauen, und entfernte sich.
Dieser hatte das Geschehen schon seit geraumer Zeit misstrauisch beobachtet.
Da er inzwischen festgestellt hatte, dass wir unser Handwerk verstanden, traf
er eine schwerwiegende Entscheidung. Er befahl uns, die Nockenwelle
einzustellen und drohte uns Tod und Teufel an, wenn uns das nicht gelingt. Wir
besahen uns die Sache und berieten. Danach pfiffen wir auf alle
Markierungen, stellten mit einem großen Schraubendreher den Kolben des
ersten Zylinders auf den oberen Totpunkt, stellten die Nockenwelle so ein,
dass unser Motor mit einigen Grad Frühzündung läuft, und meldeten
schließlich, dass der Motor eingebaut werden kann. Der Starschina fluchte
noch einmal gotteslästerlich, befahl aber schließlich seinen Leuten den
Einbau.
Dann war es soweit, der Motor konnte angelassen werden. Eine nicht
ungefährliche Aktion. Zum Anlassen diente eine große Kurbel. Wenn unsere
Einstellung nicht stimmte, konnte sie zurückschlagen und die Anlassenden
zur Seite schleudern. Deshalb wurde uns die Ehre zuerkannt, die
Zugmaschine anzulassen. Wir drehten gemeinsam mit aller Kraft an der
Kurbel, einmal, zweimal dreimal – und plötzlich begann dieses Urvieh seine
Kraft zu entfalten. Bis dahin war uns gar nicht wohl, auch wenn wir nach
bestem Wissen gehandelt hatten. Doch nun waren wir selbst überrascht von
dem Gebrüll des Motors und dem des Starschina. Er umarmte uns und
schleppte uns in den Speiseraum, ließ uns mit Kascha bewirten und übergab
122
jedem eine Tüte Zucker. Anschließend erhielten wir noch einen kräftigen
Schluck Wodka. Seitdem schwor er auf seine "Nemetzki-Spezialisti".
So begann also für mich die deutsch-sowjetische Freunschaft, längst ehe sie
von oben organisiert wurde. Schließlich wurden wir doch noch entlassen,
natürlich wieder mit einem Papierchen, in dem der Bürgermeister der
Kreisstadt Calbe bestätigte, dass ich vom 24.03.1946 bis zum 06.05.1946 bei
der Zuckerfabrik Calbe als Demontagearbeiter beschäftigt war. Nun ging es
tatsächlich nach Hause.
Am 8. Mai 1946 traf ich in Freital bei meiner Familie ein. Außer meiner Frau
hatte ich zu diesem Zeitpunkt einen bereits eineinhalbjährigen Sohn, beide
lebten bei meiner Mutter. Nun war für mich der Krieg wirklich zu Ende. Ich
meldete mich in der sowjetischen Kommandantur, legte meine Papiere vor
und wurde problemlos registriert. Noch heute erscheint es mir fast
unglaublich, wie ich all dies unbeschadet überstehen konnte. Vieleicht liegt es
eben doch daran, dass ich ein Sonntagskind bin.
maxe
 


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