Hallo zusammen,
der ein oder andere wird sich noch an Armageddon's Fundkomplex
vom Schlecht-Wettersondeln erinnern.
Zur Erinnerung:
Da war diese Riemenzunge dabei, die inzwischen einen Kuraufenthalt bei mir
absolviert hat.
Ich war erst nicht sicher, ob ich's (natürlich mit Armageddon's Einverständnis)
unter Restauration oder Beschlag einstellen soll.
Da ich das Teil aber so außergewöhnlich finde, habe ich es hier eingestellt.
Eine erste Bestandsaufnahme ist bei allen Teilen, die man restaurieren will, Pflicht.
Wichtig deshalb, weil Schäden wie Risse im Objekt, an der Oberfläche in der Vergoldung etc.
das weitere Vorgehen bestimmen können.
Der Fundzustand war wie folgt:
Gut zu sehen, das Nietansatzstück ist "doppelt" und es steckt was drin, bei solch alten Teilen ist
das oft noch erhaltenes Leder aus der Originalzeit.
Da das Teil inzwischen gut abgetrocknet war, bestand die Chance, den Schmutz auf der Goldauflage
in den Ornamentrillen wegzubrechen. Wichtig ist dabei kein Wasser aufzubringen, weil sonst der
aufliegende Schmutz mehr "verrieben" wird als entfernt, und alles was verrieben wird und Sandanteil hat
schmirgelt auf dem Untergrund.
Besser ist, den trockenen Schmutz mit einer scharfen Skalpellspitze anzutippen, damit er "wegplatzt".
Dazu ist es wichtig zu wissen, wie stabil die Goldauflage ist. Das ließ sich im vorliegenden Fall an den
runden Schultern prüfen, weil dort bereits exzessive Fehlstellen vorhanden waren.
An den Übergängen zum grünen Patinabereich war an verschiedenen "Flittern" festzustellen, dass es sich
offenbar um eine Feuervergoldung handelt, die recht fest auf dem Untergrund sitzt.
Manchmal beginnt der Untergrund unter der Goldauflage zu patinieren und bildet eine kreidige Unterlage aus,
die beim blossen Anfassen samt Goldauflage wegbröselt.
Hier war es umgekehrt. Die "offenen" Flächen hatten patiniert und diese Patina hatte sich von aussen zum
Teil auf die Goldauflage ausgebreitet, und diese quasi "überblüht".
Auf hochwertigem Gold kann sich diese "Auflage" aber nicht festsetzen und läßt sich durch geübte Hand mit
dem geeigneten Werkzeug leicht und schadfrei entfernen.
Ich habe also das Ganze mechanisch trocken mit Skalpell gereinigt/freigelegt.
man konnte nun gut das Motiv interpretieren.
Es handelt sich um einen Drachen, der mit dem Kopf oben nach links unten schaut.
Auf der Schulterkuppe eine Art Höcker.
Der Körper zieht sich wie ein gegenläufiges S nach unten und läuft in einer
pfeilspitzförmigen Schwanzspitze aus.
Das Teil könnte früher mal voll-vergoldet gewesen sein, jetzt findet sich im Motivteil
nur noch Goldauflage in den grabenförmigen Ornamentlinien.
Die erhabenen Teile sind durchweg grün patiniert.
Um die patinierten Teile zu konservieren habe ich das ganze Teil mit
Zaponlack gegen Oxidation geschützt.
Für meine Begriffe ein sehr schmuckes und aussergewöhnliches Teil.
Eine genaue Datierung steht noch aus.
Gruß
Octavian, der das Ding gerne restauriert hat,
es aber noch viel lieber selbst gefunden hätte.
Glückwunsch Armageddon