Ich war mal so frei einen Beitrag eines anderen Forums zu übernehmen
Hallo Leute,
Da es immer wieder Fragen zur Eisenrestauration gibt
Vorab etwas Grundlegendes :
Wenn möglich sollte der Fund nach dem entnehmen aus der Erde nicht austrocknen.
Dies führt zur verhärtung der eingelagerten Salze und erschwert das nötige Entsalzen.
Des weiteren sollte der graue / antrazitfarbene / schwarze Belag erhalten werden wenn möglich
Das nennt man Laienhaft "Eisenpatina" und zeugt davon daß der Fund "alt" ist
Als erstes muß man entscheiden wie der Fund noch erhalten ist
Danach entscheidet sich dann die weitere Vorgehensweise
1 ) Der Fund ist völlig intakt ohne Rost oder leichter Oberflächenrost -> Weiter zu Punkt 10
2 ) Der Fund weist leichten bis mittelstarken Rost auf -> Weiter zu Punkt 20
4 ) Der Fund weist starken Rost auf -> Weiter zu Punkt 30
5 ) Der Fund weist sehr starken Rost auf blättrig verrostet -> Weiter zu Punkt 40
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Vorreinigung
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10 ) Grobreinigung nur mit Wasser und Bürste / Stahlbürste ( am besten destiliertes Wasser )
Weiter mit Punkt 100
20 ) Grobreinigung nur mit Wasser und Bürste / Stahlbürste ( am besten destiliertes Wasser )
Eventuelle Rostblasen kann man mittels einem spitzen Gegenstand herausbrechen
oder vorsichtig abschlagen ( diese würden früher oder später sowieso aufplatzen )
Weiter mit Punkt 100
30 ) Vorsichtige Grobreinigung nur mit Wasser und Bürste / Stahlbürste ( am besten destiliertes Wasser )
Mit spitzem Werkzeug vorsichtig überprüfen wieviel "gesundes" Eisen noch vorhanden ist.
Ist der Fund sehr bröselig aber nicht Blättrig verrostet dann weiter mit Punkt 100
Stellt sich heraus daß der Fund blättrig verrostet ist weiter mit Punkt 40
ansonsten :
Eventuelle Rostblasen kann man mittels einem spitzen Gegenstand herausbrechen
oder vorsichtig abschlagen ( diese würden früher oder später sowieso aufplatzen )
Weiter mit Punkt 100
40 ) Der Fund ist eigentlich nicht restaurierbar ...
Aber es gibt Methoden den Fund noch etwas zu erhalten
Als erstes Ensalzen wie unter Punkt 100 beschrieben wenn es die Konsistenz zulässt.
Es besteht aber beim Entsalzen die Gefahr daß der Fund zerfällt ...
Danach den Fund sanft trocknen ( nicht im Backofen da er dort auch zerfallen könnte )
Anschließend den Fund in Rostumwandler baden ( Rostumwandler auf Epoxidharzbasis
eignet sich dafür am besten da er nicht die hässlichen weißen Spuren hinterlässt )
Diese Prozedur eventuell 2-3 mal wiederholen
Weiter mit Punkt 1000
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Entsalzen
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100 ) Den Fund in ein geeignetes Gefäß einlegen - wenn möglich verschließbar
Das Gefäß sollte mindestens das 10 fache Volumen vom Fund haben.
Das Gefäß mit destiliertem Wasser auffüllen ( Bekommt man bei Baumärkten
und Supermärkten zur Not auch bei Tankstellen )
Nach 1-3 Wochen Wasserwechsel - dabei den Fund mit einer zarten Stahlbürste reinigen.
Ein orangefarbener Überzug ist normal, auch orangener flockiger Niederschlag ist normal
Das sind Rostausschwemmungen, haben aber mit dem entsalzen nichts weiter zu tun.
Diese Prozedur sollte mindestens 3 Monate wiederholt werden.
Bei mir wichtigen Teilen verwende ich ein Multimeter um den Salzgehalt anhand des
Wasserwiederstandes zu messen. Die Wiederstandswerte weichen ja nach Messinstrument
stark ab, aber ein Richtwert ist : unter 100 KOhm weiter entsalzen - über 500 KOhm fertig...
Dazwischen ist Grauzone.
Bei Funden die ausgetrocknet waren kann es passieren daß das entsalzen erst nach Monaten
anfängt ( verhärtete Salze )
Beim Entsalzen kann es passieren daß Stellen vom Fund blank werden ..
das passiert wenn die "Eisenpatina" entweder beschädigt ist oder von Rost unterwandert war.
Weiter mit Punkt 200
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Endreinigung
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200 ) dieser Punkt dient nur der Optik und hat mit der Haltbarkeit praktisch nichts zu tun.
Sichtbare Roststellen kann man mittels Dremel oder ähnlichem Werkzeug entfernen.
Man sollte darauf achten daß man die "Eisenpatina" nicht wegschrubbt
Weiter mit Punkt 300
------------------------------------------------------------------------------------------Trocknen und Konservieren
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300 ) Der Fund muß nun getrocknet werden, das kann an einem trockenen Ort passieren - mehrere Tage
( Heizung oder ähnliches ) oder auch im Backofen bei 100-200 Grad - 1-2 Stunden
Nach dem Trocknen sollte die Oberfläche versiegelt werden, das geschieht am besten durch
Wachs, da das wieder abzubekommen ist falls man den Fund nochmals entsalzen oder dremeln
will / muss wegen nachrosten. Prinzipiell geht normales Paraffin, noch besser
mikrokristallines, z.B. von Kremer-Pigmente.
Man kann den Fund in Wachs auskochen damit
Ich bevorzuge ein Gelartiges Wachs welche bei Zimmertemperatur mittels Pinsel streichbar
ist. AERO 46 von Wako zum Beispiel. ( Bei Verteifungen / Tüllen ist es angebracht den
Fund zu erhitzen daß das Gel in die Innenräume fließt )
Nach dem Trocknen vom Wachs den Fund mit einer weichen Bürste ( Synthetik oder Echthaar
abbürsten ( dient nur der Optik ) und Fertig ist das Teil.
Weiter mit Punkt 1000
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Lagerung
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1000) Die Aufbewahrung von konservierten Eisenfunden geschieht am besten in trockener Atmosphäre.
Aus diesem Grund bietet es sich an Silicagelbeutel in die Vitrine zu legen
Dies ist nur eine Laienhafte Anleitung aber funktioniert und ich hoffe es ist verständlich geschrieben.
Ich behandel meine Funde auf diese Weise und bin bisher gut damit gefahren.
Es gibt noch weitere Reinigungsmethoden wie Elektrolyse, Microsandstrahlen und noch weitere.
Aber für diese Methoden habe ich keine eigenen Erfahrungen.